Vereinsgeschichte von 1914 – 2014 – 100-jährigem Jubiläum

Die Frauen waren Schuld ….
wie könnte es anders sein, die Frauen waren Schuld.
Denn aus einer Stammtischvereinigung des Gasthauses Kellersbild, im Volksmund „Schlappen“ genannt, die aus Männern und Frauen bestand wurde die Vereinigung „Club Fidelitas“ gegründet. Dieser Zusammenschluss sollte sich schon bald beweisen. Denn nach Ausbruch des 1. Weltkrieges war ein Zusammenhalten der Dollemer sehr wichtig. Die Frauen trafen sich im Schlappen, um Feldpäckchen für die Männer im Krieg zu versenden. Es wurden gegenseitig Waren getauscht, sich getröstet bei schlechten Nachrichten. Man gab sich einen Halt – und der Grundgedanke des Vereines – die gegenseitige Hilfe – wurde verwirklicht.


Nach dem Krieg, begann die erste Blütezeit des Vereines. Der erste Vorstand war Herr Wickenhäuser. Es gab Theaterveranstaltungen, Weihnachtsfeiern und auch schon ein Fest unter den Kastanien des Schlappen-Hofes. Aus dieser Zeit, gibt es leider kein Schrift- und Bildmaterial. Kurz vor dem 10- jährigen Jubiläum starb der 1. Bürgermeister und das erste große Sommerfest stand schon unter der Leitung von Fritz Brückel, der den Verein 40 Jahre lang durch schwere Zeiten führte. An diesem Fest nahmen auch schon andere Baden-Badener Vereine mit Darbietungen teil. Dieses 1. Fest war auch in finanzieller Hinsicht ein voller Erfolg und bestätigte die Mitglieder auf dem richtigen Weg zu sein.

Im Jahr 1935 übernahm das Ehepaar Vogel als Gastwirte unser Vereinslokal den Schlappen. Er war die gute Stube des Vereines, der Dreh und Angelpunkt – einfach die Mitte des Dollens. Der 2. Weltkrieg nahte. Die Zeiten wurden für die Vereinsarbeit immer schwerer. Man musste Dienst bei der Wehrmacht ableisten, bei Appellen und Aufmärschen präsent sein. Es gab sogar Gerüchte, dass die „sinnlose Vereinsmeierei“ verboten werden sollte. Der damalige Kassier hatte eine geniale Idee um das Barvermögen des Vereines zu retten. Es wurde, und dies war für lange Zeit das letzte Fest des Vereines, eine Ganztagesfeier mit kostenlosem Essen und Getränken für alle Mitglieder veranstaltet. Dem ersten Vorsitzenden Fritz Brückel gelang es jedoch den Verein durch die Kriegsjahre zu retten. Die daheim geblieben Männer und die Frauen trafen sich weiterhin im Schlappen und gaben sich gegenseitigen Halt.

Nach dem Krieg erhielt er von der französischen Besatzungsmacht die Erlaubnis zur Weiterführung des Vereines. Jetzt bekam der Verein seine erste Satzung und wurde unter dem Namen „Gemeinde Großer Dollen“ ins Vereinsregister eingetragen. Eine rege Vereinsarbeit begann. Es wurden Vatertags- und Muttertagsausflüge organisiert. Ein Sommerfest im Schlappengarten, einen Vereinsausflug und die unvergesslichen Weihnachtsfeiern mit der Christbaumversteigerung und einem Theaterstück. Auch gab es schon die ersten fastnächtlichen Abende. Bei den Baden-Badner Veranstaltungen nahm man mit mehreren Gruppen an den Kinderfrühlingsfesten teil. Im Schlappen wurde gebastelt, gebastelt, gebastelt. Auf dem ganzen Großen Dollen herrschte in den Höfen rege Handwerksarbeit.

1961 geschah der nächste Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Die fastnächtlichen Veranstaltungen hatten eine Eigendynamik entwickelt, und so wurde eine Unterordnung gegründet – der Dollemer Narrenclub – kurz DNC genannt. Gründungsmitglieder waren zwei Vereinsmitglieder, die sich jeder Verein nur wünschen kann – Günter Fleckenstein und unser heutiger Ehrenvorsitzende Bruno Ehinger. Es entstanden Gruppen, die weit über die Stadtgrenzen Berühmtheit erlangten, wie z. B. die Dollemer Buben, die Disharmonies, Einzelredner, wie Hans Krieg, Günter Fleckenstein, Rudi Kielburg, Heinz Bossler und noch viele mehr. Ich möchte hier nicht weiter vorgreifen, denn auch der DNC hat bald ein Jubiläum, nämlich das 55-jährige. Und wer die Dollemer kennt, weiß, wir feiern die Feste wie sie kommen. Lassen sie sich überraschen.

Im Jahr 1963 wurde Fritz Brückel mit einem Fest als Vorstand nach 40 Jahren verabschiedet und zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit ernannt. Neuer Vorstand wurde Oswald Hörth. Aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen gab er das Amt 1970 ab. An seiner Stelle wurde der bisherige 2. Vorstand Gustav Lappert zum neuen Vorstand gewählt. Kurze Zeit nach der Wahl gab es die erste Bewährungsprobe. Denn unsere gute Stube, unser Dreh und Angelpunkt, der Schlappen wurde 1970 geschlossen.. Wir hatten kein Vereinslokal mehr und man stand vor der Frage: auflösen oder ohne Vereinslokal weitermachen. Eine außerordentliche Hauptversammlung entschied, wir brechen nicht mit den Traditionen, es gibt immer einen Weg, wir machen weiter. Und wie man sieht ist es uns gelungen. Das letzte Sommerfest im Schlappengarten unter den Kastanien wurde, bis am anderen Morgen die Bagger kamen, gefeiert.

Doch jetzt wohin. Die Weststadtlokale „Zum Rheinischen Hof“ und „Zur Weststadt“ wurden abwechselnd für die Sitzungen und kleinere Veranstaltung genutzt, die Sommerfeste fanden im Schützenhaus Waldheil und im Garten des Pilgerheimes statt. Für größere Veranstaltungen wie Fasnacht, Weihnachten und Silvesterbälle traf man sich in der Blume in Balg, denn hier war schon eine Bühne vorhanden. 1982 kam es zum nächsten Vorstandswechsel. Bruno Ehinger wurde mit absoluter Mehrheit zum 1. Vorstand gewählt. Ein Entscheidung die wir nicht bereuten. Und am 14. Januar 1991 wurde er auch, von den anderen Vorständen der 12 Bürgervereinigungen der Stadt Baden-Baden zum „Oberbürgermeister“ gewählt. Eine Aufgabe die er mit Stolz und Hingabe bis 2012 ausübte. Ein Aushängeschild für den Verein, wie es besser nicht sein kann. Auch die Aktivitäten über die Vereinsgrenzen wurden, nachdem das für alle Vereine veranstaltete große Kinderfrühlingsfest nicht mehr stattfand, wieder aufgenommen. Ob das große Michaelstunnel – Einweihungsfest oder die Waldfeste, wir waren immer an vorderster Front dabei.

Seit einiger Zeit hat der Verein seine Veranstaltungen wieder voll und ganz in die Weststadt verlegt. Ob Sommerfest oder Weihnachtsfeiern, und natürlich die Veranstaltungen des DNC, wir sind wieder in der Mitte des Vereines – in der Weststadt – angelangt. Ein weiteres großes Ereignis in der Geschichte war die Verwirklichung eines großen Wunsches – eine Heimat auf dem Großen Dollen – wieder zu finden. Es gelang uns – durch tatkräftige Mitarbeit von Manfred Epple, der die Verhandlungen führte, kehrten wir zu unseren Wurzeln auf den Großen Dollen zurück. Im Jahr 2007 kauften wir das Pilgerheim der katholischen Kirche ab. Nach dem Kauf wurde das Haus gründlich in Eigenleistungen der Mitglieder umgebaut. Es wurden Wände herausgerissen, Tapeten entfernt, die Leitungen erneuert, die Decken vertäfelt, die Küche umgeändert und eine neue Theke eingebaut, Außerdem wurde der Außenbereich entrümpelt und gründlich aufgeräumt, Hecken und Bäume gestutzt und der Zaun erneuert.Und so fand 2007 unser traditioneller 1. Mai Treff zum 1. Mal im Garten des neuen Vereinsheimes statt. Wir waren gespannt, ob der neue Platz von den Besuchern angenommen wird. Es war ein voller Erfolg, die Gäste waren von der Atmosphäre des Platzes begeistert und genossen die ersten Sonnenstunden bis zum späten Abend.

Nach der umfangreichen Umbauphase in unserem Vereinsheim starteten wir am 06. Juni 2007 mit einem Kaffeenachmittag. Dieser findet seitdem jeden 1. Mittwoch im Monat statt und fand schnell immer mehr „Liebhaber“. Endlich gab es in der Weststadt wieder einen Treffpunkt für die etwas länger junggebliebenen Mitglieder und Freunde. Auch einen Dämmerschoppen, der jeden Dienstagabend stattfindet, wurde ins Leben gerufen.
Im Jahr 2007 veranstaltete die Stadt am 07.09. ein mittelalterliches Stadtfest. An diesem Stadtfest hatten die Bürgervereinigungen der Stadt einen großen Teil der Organisation übernommen. Auf dem Marktplatz vor der Stiftskirche wurde ein mittelalterlicher Markt aufgebaut. Holzhütten wurden erstellt und jeder Verein kleidete sich mittelalterlich. Auch der Speiseplan richtete sich nach dem Mittelalter. Als Unterhaltung gab es Gaukler, Musiker, Bader und vieles mehr….
Hier zeigte sich wieder einmal mehr der Zusammenhalt der Bürgervereinigungen.

Am 18. Oktober 2008 wurde dann unser Vereinsheim mit einem Tag der offenen Tür jedermann vorgestellt. Es wurden im Garten Zelte aufgeschlagen und ein Infostand aufgebaut. Wir hatten neben den Mitgliedern auch alle Sponsoren eingeladen, somit hatte jeder die Gelegenheit sich von der gelungenen Renovierung des ehemaligen Pilgerheimes selbst zu überzeugen. Ab diesem Zeitpunkt wurde der 1. Mai und das Herbstfest im Garten unseres neuen Domizils veranstaltet. Weitere Veranstaltungen folgten – wie Maibowle und das Spanferkelessen. Im Jahr 2010 gab es das nächste einschneidende Ereignis im Vereinsleben.
Nach 51 Jahren aktiver Arbeit im Vorstand wurde Bruno Ehinger als 1. Bürgermeister verabschiedet. Seine Nachfolgerin wurde Brigitte Holzner, die bereits als Schriftführerin im Vorstand aktiv war und den Mitgliedern damals schon bestens vertraut war. Auch der Kassier Hans-Peter Jagusch trat nach 28 Jahren nicht mehr an. Sein Nachfolger wurde Marc Jagusch, der seitdem die finanziellen Angelegenheiten führt. Beiden Herren wurde für ihre langjährige gute Arbeit durch Manfred Epple im Namen des Gemeinderats und der Mitglieder herzlich gedankt. Bruno Ehinger wurde danach zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Der Ursprungssinn des Vereines, das gemeinsame Feiern, Freundschaften pflegen – auch über die Vereinsgrenzen hinaus – gegenseitige Hilfe hat immer noch seine Gültigkeit.

Der heutige Vorstand hat sich verpflichtet dies auch weiterhin zu tun, obwohl die ehrenamtliche Vereinarbeit immer schwerer wird, jedoch hoffen wir auf unser Nachwuchs, auf die Familienbanden der Jaguschs, Weinbrechts, Schickingers, Ehingers, Epples usw. dass sie das Brauchtum pflegen und weitergeben.
Im Jahr 2014 feiern wir am 19. und 20. Juli unser 100 jähriges Bestehen auf dem Bernhardusplatz.
April 2014
Brigitte Holzner


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